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NEWS UND TERMINE

DER KONRAD-ZUSE-SCHULE

Hünfelder Berufliches Gymnasium auf Frankreich-Fahrt bei 38 Grad Celsius

  • Erstellt von Michael Kühlthau
  • Aktuelles

Hünfeld. Einen Höhepunkt der besonderen Art erlebten die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums der Konrad-Zuse-Schule in ihrer letzten Woche vor den Sommerferien.

Sie besuchten gemeinsam mit ihren Lehrern Janina Hohmann und Michael Kühlthau im Rahmen einer Projektfahrt u. a. das Europäische Parlament in Straßburg. Dort konnten sie hautnah miterleben, welche Aufgaben die Abgeordneten des großen Legislativorgans der Europäischen Union haben, wie die Arbeitsweise ist, wo die Dolmetscher sitzen und welche Erwartungen derzeit an die Neuzusammensetzung des Parlaments vier Wochen nach der Europawahl gestellt werden.

Neben dem Spitzenposten des Kommissionspräsidenten konstituiert sich das Parlament nach fünf Jahren komplett neu, dieses Mal allerdings unter veränderten Vorzeichen durch das starke Abschneiden der rechtspopulistischen und teilweise nationalistisch-rechtsextremen Parteien, die eine Fraktion namens „Identität und Demokratie“ bilden wollen.

Tags zuvor reisten die Zuse-Schüler bei hohen Außentemperaturen von bis zu 38 Grad und eigens gechartertem Bus in das zentrumsnahe Jugendhostel „Ciarus“ nach Straßburg an. Von dort aus waren es nur gut 500 m bis zum monumentalen Palais du Rhin am Place de la République und 15 Gehminuten bis zum berühmten Straßburger Dom, dessen Baubeginn auf das Jahr 1015 datiert wird.

Noch unter dem Eindruck der stringenten Anweisungen des Hostel-Personals, der aber sehr professionell und freundlich geführten Herberge, begab sich die 36-köpfige Reisegruppe zur Förderung der Teamfähigkeit zum Stadterkundungsspiel quer durch die Straßburger Altstadt. Dabei erfuhren sie, dass Straßburg zum Département Bas-Rhin gehört in der Region Alsace-Champagne-Adrenne-Lorraine – dem bis zum Jahr 1918 zählenden Elsass-Lothringen des Deutschen Kaiserreiches. Diese Großregion wird in Frankreich seit 2016 offiziell als Grand Est („Großer Osten“) bezeichnet. Um alle Quizfragen lösen zu können, war es erforderlich, sich mit Einheimischen auf Französisch zu verständigen, so dass gleichzeitig die Sprachkompetenz der Forschergruppen gefördert wurde.

Nach einem typisch elsässischen „Flammekueche“ (tarte flambée) zum Mittagessen gestärkt, ging es per Bootstour um die mittelalterliche Altstadt „Grande Ile“ herum, wobei viel über die wechselvolle französisch-deutsche Geschichte Straßburgs zu erfahren war. Da Straßburg im Vergleich zu anderen Städten im Zweiten Weltkrieg nur ca. 20% an Zerstörungen erlitt, ist heute noch viel an historischer und damit architektonisch wertvoller Bausubstanz erhalten geblieben. Dies zeigte sich besonders in der Umfahrung des „La Petite France“, dem heute idyllisch anmutenden alten Gerberviertel, das in der Zeit seiner tatsächlichen Nutzung (Gerben von Tierfellen) im finsteren Mittelalter, allein aufgrund der Geruchseinwirkung kein schöner Ort zum Leben gewesen sein dürfte.

Den Schülerinnen und Schülern wurde allerdings auch deutlich, dass auch das heutige Straßburg seine besonderen Herausforderungen hat. So stachen die zahlreichen Taschenkontrollen am Eingang öffentlicher Gebäude ins Auge, vielmehr aber noch die in deutschen Städten unübliche Präsenz französischer Militärs, die in einem Trupp zu je vier Soldaten und mit Sturmgewehr bewaffnet durch die Altstadt Straßburgs patrouillierten. Trotz aller elsässischer Gemütlichkeit steht Straßburg immer noch unter dem Eindruck des Anschlags vom Dezember 2018 auf dem Place Kléber, wo fünf Menschen einer feigen Attacke eines Mörders mit islamistisch-fanatischen Motiven zum Opfer fielen.

Am zweiten Reisetag stand die Stadtführung durch die Altstadt im Fokus. In zwei Gruppen aufgeteilt und von kompetenten elsässischen Gästeführerinnen begleitet, ging es zu den typischen Sehenswürdigkeiten Straßburgs. Besonders beeindruckte die Frankreich-Fahrer die CathédraleNotre-Dame de Strasbourg, die Bischofskirche des Erzbistums Straßburg, die in ihrem Inneren die berühmte astronomische Uhr beherbergt, deren Bau bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht.

Auf der Rückfahrt nach Hünfeld ging es für die Reisegruppe noch über Mainz, wo der Besuch einer Führung durch das Gutenberg-Museum auf dem Programm stand. Dort konnten sich die Schülerinnen und Schüler unter fachkundiger Anleitung selber einen Probedruck eines Schriftsatzes anfertigen, wie es zu Zeiten Gutenbergs im 15. Jahrhundert üblich war, dem Druck mit „beweglichen Lettern“. Zufällig war zu erfahren, dass Gutenberg eigentlich „Johannes Gensfleisch“ hieß und er aufgrund steuerrückständiger Schulden Mainz verlassen musste und deshalb ca. zehn Jahre in Straßburg wohnte. Dort wohnte er am „guten Berg“, weshalb er von da an den Namen „Gutenberg“ führte.